Zu sehen sind unter anderem geröstete Brotscheiben (Bruschetta-Stil) mit luftgetrocknetem Schinken, Chorizo-Scheiben und Garnelen.

Als ich wieder in Spanien gewesen bin, zog mich an diesem warmen Mittag zuerst ein unscheinbares, aber faszinierendes neues Produkt aus Kunststoff in seinen Bann.

Ich blieb davor stehen wie ein neugieriges Kind, das etwas völlig Neues entdeckt, denn es zeigte mir einmal mehr, wie wandelbar Kunststoff ist.

  • Mein Name ist Jakob Diener, ich bin freiberuflicher Redakteur, Journalist und Kraftverkehrsmeister.

Kunststoff entsteht aus Erdöl oder Erdgas, wird in mehreren chemischen Prozessen zu kleinen Polymerketten verarbeitet und anschließend geschmolzen, geformt, gepresst, gezogen und in Formen gegossen.

  • Doch so praktisch er ist – wenn Kunststoff später als Mikroplastik wieder in die Umwelt gelangt, kann er zu einem gefährlichen Fremdkörper werden.
  • Winzige Partikel dringen in Flüsse, Meere, Böden, werden von Kleinstlebewesen aufgenommen und gelangen über die Nahrungskette in Fische, Tiere, schließlich auch zu uns Menschen zurück.

Der Kreis schließt sich, und plötzlich schmeckt man mit jedem Bissen ein leises Echo unserer eigenen Hinterlassenschaften.

  • Umso beruhigender, dass man aus demselben Material im Recyclingverfahren wieder Neues schaffen kann:
  • Zerkleinert, gereinigt, eingeschmolzen und erneut verarbeitet bekommt der Kunststoff ein zweites Leben – und wir ein bisschen Hoffnung.

“Der Ort der alten Verlegenheit”

  • Dass ich genau dieses Produkt ausgerechnet in jenem Ort in der Nähe von Toledo entdeckt habe, in dem ich mich vor vielen Jahren einmal gründlich blamiert hatte, war fast schon poetisch.

Damals saßen wir Fahrerinnen und Fahrer zusammen am Mittagstisch in einem kleinen Restaurant, und während alle redeten, war ich nur noch mit den Augen bei der jungen hübschen Spanierin, die als Juniorchefin und Serviererin zwischen den Tischen schwebte.

  • Heute bin ich älter, reifer – und soll angeblich nicht mehr ganz so auffällig auf Busen und Hintern schauen.
  • Natürlich reine Ironie.
  • Denn ihre Ausstrahlung hat sich nicht verändert, eher ist noch ein Hauch ruhige Würde hinzugekommen, der mir damals gar nicht aufgefallen wäre.

“Der Genuss eines einfachen Mittags”

  • Ich bestelle mir einfache, klassische spanische Tapas.
  • Tapas – kleine, liebevolle Häppchen, die in Spanien traditionell als Begleiter zu Wein oder Bier gereicht werden.
  • Manche kalt, manche warm, oft rustikal, immer voller Seele.

Meine erste Portion bestand aus luftgetrocknetem Serrano-Schinken, dessen Herstellung ein Gedicht für sich ist.

  • Der Schinken wird gesalzen, mehrere Wochen gelagert und anschließend monatelang – oft zwölf bis achtzehn Monate – in den frischen Bergwinden Spaniens getrocknet.
  • Die Umgebungstemperatur spielt eine große Rolle:
  • Kühl im Winter, warm im Sommer, aber stets mit dieser typischen, trockenen spanischen Luft.

“Scharfe Würze und Meeresduft”

  • Die zweite Tapa bestand aus dünnen Scheiben Chorizo, jener unverwechselbaren roten Wurst, die aus Schweinefleisch, Paprika, Knoblauch und einer Handvoll regionaler Gewürze hergestellt wird.
  • Manche reift nur wenige Wochen, andere Monate.
  • Aber jede trägt seinen eigenen Charakter – rauchig, kräftig, manchmal scharf oder mit einer süßen Tiefe.

Die dritte Tapa war mit zarten Garnelen bestückt, dazu gab es aromatische grüne Oliven, ein kleines Schälchen mit Knoblauch, ein paar andere Kleinigkeiten, die in Spanien jeder Haushalt blind beherrscht.

Und natürlich ein Rotwein, der zum Mittag gerade leicht gekühlt sein darf.

  • Für Tapas empfiehlt sich meist ein fruchtiger Tempranillo oder ein junger Rioja – nicht zu schwer, nicht zu kräftig, aber voller Seele.
  • Natürlich habe ich mir ein halbes Glas davon gegönnt, und die Welt schmeckte sofort runder und weicher.

“Ein Blick hinter die Kulissen”

  • Die süße Spanierin nahm mich wieder einmal mit in die Küche – leider nicht an der Hand, denn dann wäre ich garantiert wieder rot geworden.

Ihre Mutter, die mir schon damals alles gezeigt hatte, war immer noch dort am Arbeiten.

  • Ich schätze sie auf neunzig bis fünfundneunzig Jahre, aber sie war noch immer zäh, stolz, geradeaus.
  • Eine dieser Frauen, die man bewundert, weil sie so selbstverständlich stark sind.

“Mittagssonne und stille Stunden”

  • Nach meinem kleinen Rundgang setzte ich mich hin und genoss mein Essen.
  • Ich blieb noch etwas sitzen, sah der jungen Spanierin beim Arbeiten zu, blickte hinaus auf die Straße und beobachtete die Menschen.

Verwundert war ich nur darüber, dass um diese Uhrzeit so viel los war, denn im Süden Spaniens herrschte zu dieser Zeit normalerweise Siesta.

  • Die Siesta ist jene heilige Ruhephase, die meist zwischen 13:00 Uhr und 17:00 Uhr stattfindet, je nach Region und Temperatur.
  • Die Sonne steht dann am höchsten, die Hitze drückt auf alles, und die Menschen schließen ihre Geschäfte, legen sich hin, essen spät oder ruhen einfach.
  • Es ist ein stiller kultureller Herzschlag, der Spanien einzigartig macht.

“Die Sehnsucht nach dem Süden”

  • Doch auch die angenehmste Mittagspause endet irgendwann, und die Menschen gehen wieder zur Arbeit – ob sie wollen oder nicht.
  • Ich aber freue mich jetzt schon auf meine nächste Tour in den tiefen Süden Spaniens.

Vielleicht komme ich dann wieder genau an diesen kleinen Ort nahe Toledo zurück.

Und vielleicht, irgendwann, werde ich mir hier eine kleine Wohnung nehmen, mich niederlassen, die Sonne, das Leben und die stillen Stunden zwischen Tapas, Rotwein und mediterraner Gelassenheit in vollen Zügen genießen.

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