Es war wieder einer dieser Tage, die man am liebsten vergessen möchte

  • Es gibt Tage, die beginnen schon mit einer schweren Müdigkeit im Herzen, noch bevor der Motor überhaupt warmgelaufen ist.
  • Dieser Tag war genau so einer.

Großmarkt Düsseldorf, frühe Stunden, kaltes Neonlicht, Paletten an Paletten, Verantwortung auf der Ladefläche und der Gedanke, dass diese Tour nicht einfach nur lang, sondern zäh werden würde.

  • Eine dieser Fahrten, bei denen man weiß, dass man sich selbst irgendwo unterwegs verlieren und erst sehr viel später wiederfinden wird.

“Die lange Straße nach Cadiz im tiefen Süden von Spanien”

  • Die schnellste Strecke mit einem 40-Tonner führte mich von Düsseldorf aus über die A3 in Richtung Köln und Frankfurt, weiter über die A67 bis Mannheim, dann auf die A6 Richtung Saarbrücken.
  • Hinter der Grenze ging es in Frankreich über die A4 und später über die A39 und A40 weiter nach Lyon, von dort auf die A7 hinunter bis Marseille und weiter auf die A9 Richtung spanische Grenze.

In Spanien zog sich das Band der Straße über die AP-7 und die A-7 immer weiter nach Süden, vorbei an La Jonquera, an Barcelona, Valencia und Málaga, bis hinunter nach Algeciras und schließlich nach Gibraltar, zum Hafen von Cadiz, den alle nur unter seinem rauen Namen kennen, Puerto de la construction.

  • Rund zweitausend dreihundert Kilometer, die sich mit einem schweren, voll beladenen Kühlfahrzeug wie ein ganzer Kontinent anfühlen.

“Zeit, Müdigkeit und der Rhythmus des LKW”

  • Die reine Fahrzeit, wenn alles gut läuft, liegt bei etwa achtundzwanzig bis dreißig Stunden.
  • Doch kein Mensch und schon gar kein Fahrer lebt nur von Zahlen.
  • Nach spätestens zehn Stunden am Lenkrad zwingt einen der Tacho zur Vernunft, acht Stunden Pause, Schlaf irgendwo zwischen Asphalt und Sternenhimmel.
  • Am Ende werden aus der Fahrt dreieinhalb bis vier Tage, in denen man mehr mit sich selbst redet als mit jedem anderen Menschen.

“Ankunft in Cadiz ( Gibraltar) und die Hitze des Südens”

  • Cadiz empfing mich nicht, es überfiel mich.
  • Temperaturen um die fünfundvierzig Grad, flimmernde Luft, Beton, Metall und Meer, alles glühte.

33 Paletten mussten runter, bestimmt für einen großen Flugzeugträger der US-Marine, der irgendwo zwischen Mittelmeer und Atlantik patrouillieren musste.

  • Schwere Arbeit, Schweiß lief in Strömen, das Hemd klebte, und jeder Handgriff fühlte sich an, als würde man ihn doppelt bezahlen.

“Puerta del Edén und eine unerwartete Gesellschaft”

  • Nach dem Entladen führte mich der Weg ins Puerta del Edén, ein kleines Restaurant, fast unscheinbar, aber mit einer Seele, die man sofort spürt.
  • Wo ich sonst in La Jonquera mit Fahrerinnen und Fahrern zusammen sitze, saß ich diesmal zwischen Marines.

Männer und Frauen, laut, herzlich, voller Geschichten.

  • Mein Englisch rettete mich durch den Abend, mein Spanisch hätte mich im Stich gelassen, doch Gelächter versteht jede Sprache.

“Der Kaffee von Gibraltar und ein verbrannter Moment”

  • Eine junge Spanierin kam an unseren Tisch, groß, schlank, dunkle Haare, diese tiefen dunklen Augen, die einen sofort aus dem Gleichgewicht bringen.
  • Sie servierte uns einen typisch gibraltarischen Kaffee, einen kräftigen Café solo, tief geröstet, intensiv, fast schokoladig, so heiß, dass er Respekt verlangte.

Ich war so fasziniert von ihr, dass ich vergaß zu pusten, verbrannte mir prompt den Mund und erntete schallendes Gelächter.

  • Sie wurde ein wenig verlegen, lächelte aber dieses Lächeln, das einem den Tag verzeiht.

“Tortillitas de Camarones –Das Meer auf dem Teller”

  • Später zeigte ich auf ein Foto eines Gerichts, Tortillitas de Camarones.

Diese andalusische Spezialität besteht aus winzigen Krabben, die mit Kichererbsenmehl, etwas Weizenmehl, Wasser, Zwiebeln, Petersilie und Salz zu einem dünnflüssigen Teig vermischt werden.

  • In heißem Olivenöl werden daraus hauchdünne, knusprige Fladen ausgebacken, goldbraun, duftend nach Meer und Sommer.
  • Die Zubereitung dauert nicht lange, vielleicht dreißig Minuten von der Vorbereitung bis zum letzten Wenden im Öl, doch der Geschmack bleibt sehr viel länger.

“Ein Blick, eine Nase und die Küche”

  • Sie nahm mich nicht an der Hand, sondern zeigte mir einfach den Weg Richtung Küche.
  • Die war fantastisch ausgestattet, doch sie interessierte mich kaum.

Meine Blicke hingen nur an ihrer rassigen Figur, diesen tollen kleinen Brüsten, der süße Po, wohlgeformt wie eine Pfirsich, und sie bemerkte es sofort.

  • Lachend packte sie mich an der Nase, erklärte mir dabei die Zubereitung, zog mich an eben dieser Nase wieder aus der Küche hinaus und setzte mich zurück zu den Marines.
  • Ich war verschämt, irritiert und gleichzeitig kindlich glücklich.

“Rotwein, Teller und ein roter Kopf”

  • Als das Essen kam, grinste Teresa immer noch.
  • Die Tortillas lagen auf einem dunklen, alten Teller, knusprig und verführerisch.
  • Sie legte mir das Besteck links und rechts daneben, stellte eine Flasche kräftigen Rotwein dazu, und erst da fiel mir der alte Tisch mit seiner typisch gibraltarischen Tischdecke auf.
  • Mein Kopf war rot, nicht nur von der Hitze.

“Zurück in die Bullenhitze und ein leiser Wunsch”

  • Wir blieben noch sitzen, lachten, erzählten, lebten für einen Moment jenseits von Fahrzeiten und Lieferscheinen.
  • Dann mussten wir alle wieder hinaus, zurück in diese verdammte Bullenhitze, Schweiß Runde Nummer zwei.

Doch während ich wieder Richtung LKW ging, keimte dieser stille Wunsch, in den nächsten Monaten regelmäßig für die NATO zu fahren.

  • Wegen der Straßen, wegen der Geschichten, wegen solcher Abende, die selbst einen Tag retten können, den man am liebsten vergessen wollte.
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